Dienstag, Januar 14

Die großen Bücher

Monat um Monat vergeht. Die Staubschicht im Schloss wird dünner, die Luft besser, die Dielen etwas heller und in die Gänge flutet Licht. Langsam ist es kein großes, klobiges, düsteres Wesen mehr, sondern ein wenig vertrauter. Trotzdem vergeht kein Tag, an dem sie nicht etwas Neues entdeckt.

Das Schloss ist weitläufig und sehr, sehr einsam, vom Hausherrn kaum etwas zu sehen. Dass das schwarze Wesen überhaupt im Schloss weilt, zeigt sich hauptsächlich an Dingen, die über Nacht den Ort wechseln. An Fußspuren und zerkrümeltem Laub auf der Treppe. Weinkrüge, die geleert und hernach achtlos in irgendeinem verwaisten Korridor auf ihre Wiederentdeckung warten, manchmal wochenlang. Ab und zu findet sich ein alleingelassener Schlüssel, manchmal liegt ein aufgeschlagenes Buch in einem Salon, von Zeit zu Zeit füllt sie Hände voll aufgelesener Münzen in Beutel. Es gibt Räume im Schloss, die von seinem düsteren Herren nicht betreten werden, in anderen findet sie andauernd Spuren seiner Anwesenheit.