Sonntag, Oktober 6

Offen und angefangen, Eingangshalle

Der Wind flüstert leise an ihr vorbei, ins Schloss hinein. Tief im unbekannten Dunkel antwortet Blätterrascheln und das helle Klingeln von Glas und vielen kleinen Glöckchen, ein träges Rasseln und Bimmeln. Der Lichtschein von der Eingangstür reicht nicht besonders weit. Ein paar Teppichkanten tauchen aus dem Dämmer auf, ein wuchtiges Möbel zu ihrer Rechten kann sie erahnen.

Wie groß der Raum vor ihr ist, kann sie nicht sehen. Dass Echo der Geräusche verrät aber, dass er recht hoch und weitläufig sein muss. Sie macht einige Schritte hinein, auf die Teppiche zu. Das Möbelstück entpuppt sich beim Näherkommen als Kommode. Ein schweres Buch und jede Menge Staub liegen darauf. An der Schmalseite, die zur Tür zeigt, sind Abdrücke im Staub, der Lack der Kommode schimmert hier durch und glänzt im Gegenlicht auf. Als hätte jemand etwas von dort aufgenommen im Vorbeigehen.

Zaghaft tastet sie sich hinüber und an der Wand entlang weiter, bis sie einen weiteren Türgriff findet. Sie zieht die Tür auf.

Dienstag, September 24

Prolog: Knochengarten

"Huch!"
Ein Zweig knackt, ein Vogel flattert empört kreischend aus den Blättern auf. Stille fällt auf den Wald. Schüchtern sieht ein Augenpaar aus dem Buschwerk. Es gehört einer jungen Frau, die da am Ende des Wegs auf das Dickicht gestoßen ist. Jetzt sucht sie einen Pfad hindurch und kommt nur schwerlich voran. Sie hat ein bisschen Schreibzeug dabei, Papier und Federn und ein kleines, in Leder eingeschlagenes Notizbuch. Ansonsten führt sie kein Gepäck mit sich. Trotzdem muss sie sich durch die Hecke kämpfen, die den Weg versperrt.